Der knapp 30min lange Film unten berichtet, wie die Krise an den Börsen das alltägliche Leben veränderte. Eindrucksvoll erzählen Zeitzeugen von Not, Hunger und dem Verlust der Würde. Auch die Gier von Spekulanten ist Thema der Sendung.
Die Weltwirtschaftskrise aus dem Jahr 1929 war eine globale Finanzkrise, die auch große Auswirkungen auf die Weimarer Republik und die deutsche Geschichte hatte.
In den Nachkriegsjahren hatte Deutschland einige Krisen zu durchleben. Ab dem Jahre 1924 setzte sich aber eine Phase der relativen Stabilität ein. Diese Stabilität war jedoch nur mithilfe von ausländischen Krediten aus den USA erreichbar. In Deutschland herrschte noch immer ein Kapitalmangel aufgrund der Hyperinflation von 1923 und den anhaltenden Reparationszahlungen.
Nach dem Ersten Weltkrieg musste Deutschland die Bedingungen aus dem Versailler Vertrag, dem Friedensvertrag von 1919, erfüllen. Demnach trug Deutschland die alleinige Kriegsschuld. Neben Entmilitarisierung und Gebietsabtretungen gehörten hohe Reparationszahlungen zu den Vertragsbedingungen.
Diese Entschädigungsleistungen musste Deutschland an die Siegermächte geben. Rohstoffe wie Kohle oder Vieh gingen als Rückzahlung für die im Krieg verlorenen Ressourcen an die Alliierten. Aber Deutschland musste auch eine große Menge an Geld als Reparationen zahlen, um die Kredite zu finanzieren, die die USA den Alliierten gegeben hatten.
Das Ziel des Versailler Vertrags war es, Deutschland möglichst stark zu schwächen.Dies hatte aber auch zur Folge, dass die Nachfrage nach kommerziellen Gütern im deutschen Markt noch nicht sehr stark war. Deshalb musste die deutsche Industrie auf Güterexporte setzen. Außerdem verschärfte sich auch die Dauerkrise der deutschen Landwirtschaft. Technisch gesehen war man wegen fehlender Modernisierung nicht international konkurrenzfähig, und die Landwirtschaft wurde hoch verschuldet und abhängig von Staatshilfen. Die deutsche Wirtschaft war also, trotz der "Goldenen Zwanziger"-Bezeichnung für die Zeit-Epoche, alles andere als "golden" und sehr stark abhängig von ausländischer Industrie und Kapital.
In den 1920er-Jahren hatten viele Privatpersonen zur Investition in Aktien Kredite aufgenommen. Doch dies wurde der amerikanischen Wirtschaft zum Verhängnis als die Aktienkurse im Herbst 1929 immens sanken. Aktien büßten teilweise mehr als 15 % ihres Werts ein.
Black Friday
Der 25. Oktober 1929 wird in Europa als Black Friday bezeichnet, in den USA wird wegen der Zeitverschiebung vom Schwarzen Donnerstag am 24. Oktober 1929 gesprochen. An diesem Tag platzte an der New Yorker Börse eine gewaltige Spekulationsblase und der Börsencrash nahm Fahrt auf.
Die Investor*innen verkauften eilig ihre Aktien, weil sie befürchteten viel Geld zu verlieren und die aufgenommenen Schulden nicht zurückzahlen zu können. Dadurch brach die Börse endgültig zusammen. Es entstanden bei mehreren Millionen Aktionär*innen Verluste, die insgesamt mehrere Milliarden hoch waren.
Ende der Goldenen Zwanziger
Der wirtschaftliche Boom der Nachkriegszeit war zu Ende und die Goldenen Zwanziger schwenkten in Massenarbeitslosigkeit und Armut um. Um heimische Unternehmen zu schützen und den nationalen Kapitalmarkt zu stärken, begannen die USA eine neue Schutzpolitik zu verfolgen.
So wurden ausländische Importe erschwert und die kurzfristigen ausländischen Kredite, von denen Deutschland stark abhängig war, von den Banken zurückgezogen. Dadurch weitete sich die bis dahin amerikanische Wirtschaftskrise auf die ganze Welt aus.
Obwohl die Krise in den USA das Fass zum Überlaufen brachte und die globale Finanzkrise auslöste, hatte Deutschland bereits seine eigene kleine Bankenkrise, wodurch die Auswirkungen des New Yorker Börsencrash noch schlimmer wurden. Das lag daran, dass die Banken durch gegenseitige Konkurrenz, feindliche Übernahmen kleiner Banken und spekulative Waren- und Wertpapiergeschäfte, wieder das Geschäftsvolumen von 1914 erreicht hatten. Kombiniert mit dem ungleichen internationalen Kreditmarkt waren die deutschen Banken also bereits bevor 1929 in einer sehr kritischen Situation.
Die Folgen der Weltwirtschaftskrise für Deutschland waren schwerwiegend und betrafen verschiedene Bereiche der Industrie und der Bevölkerung. Die Folgen lassen sich in wirtschaftliche und soziale Folgen aufteilen, die sich wiederum auf die politische Landschaft auswirkten.
Die protektionistischen Maßnahmen der USA schwappten auch bald auf andere Länder in Europa über, sodass immer weniger Welthandel stattfand.
Protektionismus zielt darauf ab, nationale Produzenten vor der internationalen Konkurrenz zu schützen. Dafür greift der Staat in grenzüberschreitende Transaktionen, also Import und Export ein. Diese Eingriffe werden als protektionistische Maßnahmen bezeichnet. Bis zum Tiefpunkt der Rezession sank das Welthandelsvolumen um 25 %.
Rezession ist ein volkswirtschaftlicher Begriff. Die Rezession ist eine Konjunkturphase mit keinem oder negativem Wirtschaftswachstum. Sie beschreibt also einen wirtschaftlichen Abschwung.
Dies führte auch zu einem Rückgang der Warenexporte aus dem Deutschen Reich, welche von 13,5 auf 5,7 Milliarden Reichsmark sanken. Die Industrieproduktion Deutschlands sank in diesem Zeitraum auch um 40 %. Dies hatte weitere Sparmaßnahmen, Bankenzusammenbrüche und Entlassungen zur Folge.
Soziale Folgen der Finanzkrise
Es gab auch eine Reihe von sozialen Folgen, die vom wirtschaftlichen Rückgang Deutschlands ausgingen. Unter anderem war die Arbeitslosigkeit auf einem Rekordniveau und stieg bis Anfang 1933 von 1,3 Millionen auf über 6 Millionen an. Dies führte auch zu einer Überlastung der Sozialsysteme, sodass die Arbeitslosen sich keine Hoffnungen auf Hilfe vom Staat machen konnten.
Für viele Deutsche war dies eine elende Situation, der sie nur durch Kriminalität entkommen konnten. Die traurigen Umstände in Deutschland führten schließlich zu einer Radikalisierung der deutschen Bevölkerung, welche sich auch in den kommenden Reichstagswahlen widerspiegelte.
Politische Folgen der Weltwirtschaftskrise
Die politischen Folgen der Weltwirtschaftskrise 1929 waren verheerend für Deutschland und prägten die Entwicklung des Landes nachhaltig. Die schlechte wirtschaftliche und soziale Situation führte zum Zusammenbruch der Regierung und zu neuen Wahlen. Bei den Reichstagswahlen 1930 konnte die NSDAP (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei) um Adolf Hitler schließlich einen großen Zuwachs an Wähler*innen beobachten. Diese Wählerschaft hat sich von den alten Parteien wie der SPD (Sozialdemokratische Partei Deutschlands) oder der DNVP (Deutschnationale Volkspartei) im Stich gelassen gefühlt. So konnte die NSDAP die zweitstärkste Partei im Reichstag werden.
Weltwirtschaftskrise 1929 Gewinner
Bei den nächsten Reichstagswahlen im Jahr 1932 konnte die NSDAP sogar noch mehr zulegen und wurde mit Abstand zur stärksten Partei. Aber auch die andere antidemokratische Partei KPD konnte weiter zulegen, sodass die Antidemokraten nun eine negative Mehrheit bildeten. Somit konnte keine Mehrheitsregierung gebildet werden, da niemand mit diesen beiden Parteien koalieren wollte.
Aufstieg der NSDAP
Die neu gebildete Regierung musste die NSDAP beinhalten, da sonst der Reichstag weiterhin gelähmt bliebe und nur durch eine Diktatur des Präsidenten regiert werden konnte. Dies hätte womöglich zu einem Bürgerkrieg geführt, und um dies zu verhindern, stimmte Präsident Hindenburg schließlich zu, Hitler zum Kanzler zu ernennen, da er der Leiter der stärksten Partei in Deutschland, der NSDAP, war. Somit ebnete er den Weg für Hitlers Machtergreifung, die die Zeit des Nationalsozialismus nach sich zog.
Weltwirtschaftskrise 1929 - Zusammenfassend das Wichtigste auf einen Blick
• Die Weltwirtschaftskrise 1929 war eine globale Finanzkrise, die von den USA ausging. Sie hatte aber auch einen großen Effekt auf Deutschland, und die Folgen der Wirtschaftskrise prägen das Land bis heute.
• Auslöser der Krise war das Platzen einer großen Spekulationsblase an der New Yorker Börse. Dies führte dazu, dass amerikanische Banken Auslandskredite zurücknahmen und protektionistische Maßnahmen erhöhten.
• Dies hatte große negative Auswirkungen auf Deutschland, da noch immer Reparationszahlungen getätigt werden mussten und die Kredite der amerikanischen Banken somit den Großteil des Kapitals ausmachten.
• Auch war Deutschland stark abhängig von Exporten ins Ausland, da der Markt im Inland durch die vorherige Finanzkrise von 1923 noch immer geschwächt war. Die deutsche Wirtschaft und das deutsche Sozialsystem brachen zusammen und über 6 Millionen Deutsche waren zur selben Zeit arbeitslos.
• Frust machte sich in der Bevölkerung über die Politik breit, von der sie sich verraten fühlten. Das machten sich die antidemokratischen Parteien wie Hitlers NSDAP oder die KPD zunutze, die bei den nächsten Reichstagswahlen stark zulegten.